Gamut Festival
21. + 22. September 2018
Bogen F

Freitag 21. September
20:30 Gamut Kollektiv – Molecules (Tobias Meier)
21:30 Daniel Blumberg w/ Billy Steiger, Ute Kanngieser, Tom Wheatley
22:30 Tanche

Samstag 22. September
13:00 The Aesthetics of Perfection - offene Diskussionsrunde mit John Tillbury & Musiker*innen des Festivals
20:30 Obliq + John Tilbury
21:30 Carte Blanche: Camille Emaille – Escargot + eRikm
22:30 TomRamon
1:00 Der White Rauschen

Freitag/Samstag Bar ab 19:30

Gamut Festival 2018

Gamut Festival zum Dritten - und wie! Im Bogen F erklingen während zwei Tagen wieder handerlesene experimentelle Klänge. In einem Jahr passiert Vieles, und so geht auch jedes Gamut Festival immer wieder neue Wege. Knapp 30 verschiedene Musiker*innen werden sich dieses Jahr auf der Bühne tummeln und uns zu neuen Hörerfahrungen verhelfen. Die eingefleischten Festival-Besucher*Innen werden sich speziell daran erfreuen, dass das Festival um eine Band mehr gewachsen ist: Am Samstag Abend wird um 01:00 Uhr das famose Duo ''Der White Rauschen'' zu hören sein. Am gleichen Tag wird erstmals auch eine offene Diskussionsrunde stattfinden - um 13:00 Uhr mit John Tilbury und allen Musiker*innen des Festivals. Wir freuen uns auf deinen Besuch! Das dritte Gamut Festival widerspiegelt unsere Kollaborationen, Ideen, Begegnungen und Neuentdeckungen, die über das vergangene Jahr entstandenen sind. Seit dem letzten Gamut Festival sind einige spannende Gamut Series, sowie eine sehr fruchtbare und freudige Zusammenarbeit mit Tobias Meier entstanden. Er komponierte für uns das Stück Molecules, welches an der Jazzwerkstatt Bern Anfang diesen Jahres uraufgeführt wurde und auf einer Tournee in Italien, Frankreich und Belgien diesen Herbst präsentiert wird. Gerade haben wir eine grossartige und intensive Zeit im ‘'Schalter'', unserer dreimonatigen Pop Up Konzertreihe im Bahnhofreisebüro Wipkingen, hinter uns gebracht. Unsere neue Plattform ''Edition Gamut’’ ist mit zwei Veröffentlichungen im Prozess der Lancierung: Ein Interview mit XT (Seymour Wright & Paul Abbott), das nach ihrem Konzert am Gamut Festival 2017 entstand, sowie unsere Albumproduktion derKomposition Molecules werden just veröffentlicht.

Nach wie vor fragen wir uns als Veranstalter aus der Sicht als Musiker, wie können wir kreativ und wirtschaftlich mehr tun für die Musikszene und ihre einzelnen Musiker*innen. Aus dieser Motivation entstand auch die dreimonatige Konzertreihe ''Schalter'' in Zusammenarbeit mit dem Bahnhofreisebüro Wipkingen. Es entstand ein Ort an dem Spontanität, Experimentierfreudigkeit und Diversität aufeinander trafen – die Resonanz war toll.

Auch stellen wir uns die Frage, wie wir unterschiedliche Disziplinen in unsere Projekte einbinden können. Die Gamut Series #7 beinhaltete eine Kollaboration mit Tanz und Musik und wurde im Tanzhaus Zürich, dem Gamut Schalter, sowie in Luzern durchgeführt. Ausserdem findet am Samstagmittag des diesjährigen Festivals eine offene Diskussionsrunde mit John Tilbury und allen Festivalmusiker*Innen statt; ein Format, welches sich bei der Series #5 mit Eddie Prévost bewährte und durchaus transdisziplinär von grosser Relevanz ist. Auch die Edition Gamut ist aus ähnlichen Ideen heraus entstanden: Wir werden verschiedene Medien veröffentlichen, die jeweils eigenständig in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstler*innen umgesetzt werden. Die erste Edition, das Interview mit XT über ihr Schaffen und das Konzert bei Gamut, soll den Diskurs zwischen Musiker und Zuschauer weiterführen. Die zweite Edition, eine Album-Aufnahme des Stückes ''Molecules'' enthält einen Text vom Komponisten Tobias Meier, was wiederum die grafische Gestaltung des Grafiker Duo's Kasper-Florio formte.

Auch dieses Jahr fördern wir den Austausch und haben Musiker*innen aus verschiedenen Szenen zu Gast: Escargot, die Band von Camille Emaile aus Frankreich und Belgien mit Mitglieder des L’œil Kollectif aus Liège; Daniel Blumberg mit Musiker*innen aus der Londoner Cafe OTO Szene; Tanche als Teil einer jungen aufregenden Luzerner Szene; Obliq mit John Tilbury ein generationenübergreifendes Zusammentreffen mit Musikern des Berliner/Pariser Kollektivs ''Umlaut'' und John Tilbury aus London; Das Duo ''Der White Rauschen“ aus Zürich, mit Musikern, die sich in unterschiedlichen Szenen bewegen und in diesem Projekt der elektronischen Tanzmusik verschrieben haben.

Freitag 21. September 2018

20:30 Uhr
Gamut Kollektiv – Molecules (Tobias Meier)

Tobias Meier ist zweifelsohne einer der aussergewöhnlichsten und aktivsten Musiker derSchweiz. Als Saxophonist ist er ein feinfühliger aber geerdeter Spieler; lyrisch, fokussiert und immer im Moment. Da gibt es kein Vorher oder Nachher, sondern nur das Jetzt. Er setzt Akzente, sucht Neues, und füttert die Schweizer Musikszene immer wieder mit neuen und innovativen Impulsen. Wir verfolgten Tobias Meier’s Weg schon lange mit grosser Neugier und Aufmerksamkeit- seien es seine Alben mit Im Wald oder Solo, sei es die aufregende Konzertreihe seismogram, seine Labels wide ear records oder through states of matter, ja, sogar Mitbegründer der Jazzwerkstatt Zürich, die uns grundlegend inspirierte, ist dieser Zürcher Saxophonist. Als Musiker interessiert er sich nicht für Genres, er kollaboriert mit visuellen Künstler*innen, arbeitet auch performativ oder installativ. Kurzum: Tobias Meier ist ein rastloser Sucher im wahrsten Sinne des Wortes, ein Innovator und mit seinem Schaffen auch eine Inspiration für uns. Umso mehr freuen wir uns, das Album molecules, eine Komposition von Meier für das Gamut Kollektiv, an diesem Festivalabend zu taufen. Gleichzeitig ist dies der zweite Release der Edition Gamut, unserem neuen Label. Mehr dazu gibt es dann vor Ort. Oder hier als Vorgeschmack:
gamutkollektiv.com/edition
tobias-meier.ch

21:30 Uhr
Daniel Blumberg w/ Billy Steiger, Ute Kanngieser, Tom Wheatley

Daniel Blumberg, vocal, guitar
Ute Kanngieser, cello
Billy Steiger, violin
Tom Wheatley, bass

Daniel Blumberg hat sich die letzten Jahre seit dem Ausstieg aus seiner Band Yuck im Dunstkreis des legendären Cafe Oto in London bewegt. Das Cafe Oto, dieser aussergewöhnliche Ort, der sich zu einem Angelpunkt der improvisierenden und experimentellen Szene weltweit entwickelt hat, wurde so zu einer zweiten Heimat des jungen Londoners, in der der Sänger, Gitarrist und Maler seine abstrakten Vorstellungen von Popsongs reifen und entwickeln liess. In seinem neuen Projekt, mit dem Blumberg nun erstmals seit Yuck wieder in Erscheinung tritt (abgesehen von den zwischenzeitlichen Kollaborationen mit Seymour Wright, der letztes Jahr auf unserer Bühne stand) wimmelt es nur so von jungen Grössen der Londoner Avant-Garde: Während Billy Steiger, Tom Wheatley und Ute Kanngiesser scheinbar improvisierte Texturen auf ihren Saiten entstehen lassen, Blumberg seine Gitarre zu aussergewöhnlichen klängen führt und Jim White einen quadratischen aber entspannten Beat trommelt, erklingt durch die Summe aller einen neue Art von Pop oder Rock oder improvisierter Musik. Minus, heisst die kürzlich erschienene Platte, und nun, live, bei uns, am Festival. Darauf freuen wir uns schon lange.
https://sites.google.com/site/boiledeggink
http://mute.com/artists/daniel-blumberg

22:30 Uhr
Tanche

Chadi Messmer, bass
Christian Zemp, guitar
Elischa Heller, effects
Jonas Albrecht, drums

"Vvouvi" heisst die EP dieser jungen Band, welche gerade erst erschienen ist. Wer schon nur ein bisschen in diese Musik hineinhört, wird schwer davon wegzubringen sein: Wie das klingt! Wahrlich aufregend ist diese mystische Gruppe, diese geballte Ladung von Sounds, dicht, weit, laut, klebrig. Irgendwie Noise, irgendwie auch Rock, irgendwie auch Klangkunst, irgendwie Electronic. Da klingt was Neues, eine neue Energie, eine neue Suche voller Klangexperimentationen. Da hören wir nur zu gern zu. Alors, on tanche!
https://facebook.com/pg/TancheLove
https://www.youtube.com/watch?v=V1_k-5AQICI&frags=pl%2Cwn

Samstag 22. September 2018

13:00 Uhr
The Aesthetics of Perfection - offene Diskussionsrunde mit John Tillbury & Musiker*innen des Festivals

Wenn John Tilbury spricht, klebt man an jedem Wort, das seinen Mund verlässt. Erspricht so, wie er auch Klavier spielt: Ruhig, involviert und mit Herz. Tilbury ist ein Musiker mit unglaublich viel Erfahrung. Er bewegt sich frei zwischen Neuer Musik, Avant-Garde und improvisierter Musik und er war dabei, als die Musik im 20. Jahrhundert nochmals auf den Kopf gestellt wurde. Eine Zeit, die wir selber zwar nicht miterlebt haben, jedoch grundlegend für unser Verständnis von Kunst und Musik verantwortlich ist. Tilbury interpretierte die Stücke von Morton Feldman, John Cage, Christian Wolff und Howard Skempton, war Weggefährte von Cornelius Cardew im legendären Scratch Orchestra und AMM und wirkte in den letzten Jahren auch in Aufführungen von Samuel Beckett’s Theaterstücken mit. Als Festival wollen wir nicht nur geniale Musik hören, sondern wissen, wie die Musiker*innen denken und arbeiten und was sie erlebten. Wir wollen uns austauschen, Ideen entwickeln, abschweifen und Fragen stellen. Da hat jede Frage ihren Platz. Wir laden ein zu einem Gespräch auf Augenhöhe mit John Tilbury, an dem auch alle Musiker*innen der diesjährigen Festivalausgabe teilnehmen werden. Was für ein Fest!
Photo by David Laskowski
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Tilbury

20:30 Uhr
Obliq + John Tilbury

Pierre Borel, saxophone
Derek Shirley, bass / synthesizer
Hannes Lingens, drums &objects

Das Trio Obliq spielt improvisierte Musik mit grossem Feingefühl und einer ausgeprägten Bewusstheit für Klang und Stille. Feinmaschige Klänge ziehen am Ohr vorbei, konzentriert und organisch nimmt die Musik ihren Lauf. Die mittlerweile 11 Jahre, an denen sie an ihrer Musik gearbeitet haben, sind zu hören, denn hier scheint sich das Ganze auf einer neuen Ebene zu bewegen, die fasziniert und in die Tiefe geht. Nicht selten haben diese drei Ausnahmemusiker Gäste: In der Vergangenheit waren dies beispielsweise der deutsche Klarinettist Michael Thieke, Ignaz Schick, Jonas Kocher oder Mitsuaki Matsumoto. Für ihr Konzert am Gamut Festival haben die drei den nun über 80-jährigen John Tilbury eingeladen und sich so zum Quartett geformt. Tilbury ist ein äusserst bedeutender Musiker und Pianist und war es auch schon im 20. Jahrhundert: Er hat nicht nur Morton Feldman’s Stücke zum Klingen gebracht, sondern war auch bei einer der wegweisendsten Gruppen von damals - AMM - von Anfang an dabei. Passender dazu könnten die Musiker von Obliq nicht sein. Uns erwartet eine unglaublich vielversprechende Kollaboration, die hoffentlich noch einige Früchte tragen wird, und wir freuen uns sehr auf dieses zusammentreffen, diese erste Frucht ebendieser Zusammenarbeit. http://hanneslingens.de/index.php/projects/obliq/
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Tilbury

21:30 Uhr
Carte Blanche: Camille Emaille – Escargot + eRikm

Camille Emaille, percussions
Xavière Fertin, clarinets
Louis Frères, electric bass
Tom Malmendier, drums
Timothée Quost, trumpet / no-input mixer
eRikm, electronics

Die in Basel lebende Französin Camille Emaille organisierte und spielte sogenannte “wild events“, quasi Happenings an aussergewöhnlichen Orten wie geschlossene Tunnel, verlassene Spitäler, Autobahnbrücken oder alte Synagogen. Orte, an denen man die junge Schlagzeugerin, die in Cannes und Basel klassisches Schlagzeug studierte, nicht spielend erwartet – und so unberechenbar sind auch ihre Improvisationen, die irgendwie extrem nahe am Leben sind. Camille Emaille gehört für uns zu einer der aktivsten und spannendsten jungen Musiker*innen in der Schweiz. Mit ihrer Carte Blanche hat Emaille eine Gruppe von Instrumentalist*Innen um ihr Schlagwerk versammelt, die sowohl aus akustischen als auch elektronischen Elementen besteht: escargot. Die neue modulare Kompositione Emaille’s wurde in einer zweiwöchigen Residenz in Südfrankreich weiterentwickelt und mit einer Tour durch die Schweiz, Frankreich und Belgien wieder an einen neuen Punkt gebracht. Am Festival wird escargot um ein weiteres Mitglied erweitert: Den virtuosen Turntablisten und Klangkünstler eRikm, der schon mit Luc Ferrari, Christian Marclay und FM Einheit kollaborierte. escargot steckt mitten im Prozess, sie entwickeln, überdenken, und lassen sich Zeit, ihre Ideen weiterzuspinnen. Wo stehen sie wohl an diesem Abend? Camille Emaille, percussions
https://camilleemaille.com

22:30 Uhr
TomRamon

Ramon Landolt, synthesizers / electronics

"Mich interessiert der Moment, in dem ein Original in ein Duplikat transformiert wird“, sagte einmal TomRamon aka Ramon Landolt. Seine Musik experimentiert mit Klängen und Ideen, die auf der Flucht vor ihrer eigenen Kopie sind, um ihre originale Form wieder zu erlangen. Vom einfachen Klavierspiel hat sich TomRamon dabei schon lange verabschiedet und sich einen elektronischen Kosmos aus steilen Klangwänden, weinenden Samples und wabernden Bässen gebaut. Dieses Klangnest ist riesig und fasziniert, genauso wie der Musiker, der sie erschafft. Finden diese Klänge zu ihrer originalen Form zurück, oder verlieren sie sich in dieser gewaltigen Soundgalaxie?
http://www.trio-heinz-herbert.com/

1:00 Uhr
Der White Rauschen

Olivier Zurkirchen, synthesizers
Domi Chansorn, synthesizers

Zum ersten mal in der jungen Geschichte des Gamut Festivals ist das Line Up um eine Band mehr gewachsen, wodurch wir die Möglichkeit bekommen, etwas weiter in die Nacht hineinzuhorchen. Der White Rauschen spielen im Herzen der Nacht psychedelischen Techno, ihren Instinkten folgend, im Moment lebend. Die Nacht klingt nach Feedbacks von Tape-Maschinen, rauschenden Gitarrenamps und wummernden Club-Grooves. Die grossartigen Musiker Domi Chansorn und Olan Galactica (Olivier Zurkirchen) erzeugen zusammen einen hypnotischen Sog, der scheinbar endlos zu schein seit und wunderbar durch die Nacht führt; sich keinem musikalischem Wagnis zu schade und immer neue Wege gehend.
http://gds.fm/artist/der-white-rauschen
http://www.ozurkirchen.ch